Möglicherweise hast du schon einmal im Tatort oder in einer anderen Krimiserie gesehen, dass Ganoven Bitcoin und ähnliche Kryptowährungen nutzen, weil sie vermeintlich anonym sind. Doch ist das wirklich so? Nicht unbedingt, denn Transparenz ist ein zentrales Merkmal der klassischen Blockchain-Technologie. Jede einzelne Transaktion ist mithilfe eines Blockchain-Explorers mit wenigen Klicks öffentlich einsehbar. Diese Transparenz sorgt aber natürlich auch für erhebliche Herausforderung bei der Privatsphäre und dem Datenschutz. In diesem Artikel sehen wir uns genauer an, wie sich die Blockchain-Technologie im Hinblick auf den Datenschutz schlägt und was besondere Privacy- oder Datenschutz-Coins besser machen als der Bitcoin.
Die Probleme einer transparenten Blockchain
Eine der größten Stärken der Blockchain ist ihre Transparenz. Jede Transaktion wird in einem öffentlichen Register (Ledger) aufgezeichnet, das für jeden zugänglich und beobachtbar ist – was Manipulationen erheblich erschwert und die Blockchain-Technologie so sicher macht. Die Transparenz stellt jedoch eine erhebliche Herausforderung für den Datenschutz dar. Alle Transaktionen können umfassend zurückverfolgt werden, sobald eine Adresse mit einer Person in Verbindung gebracht wurde. Diese Rückverfolgbarkeit ist problematisch, insbesondere wenn es um sensible Transaktionen geht oder wenn du einfach nicht möchtest, dass jeder mit wenigen Klicks über die Anzahl deiner Coins Bescheid weiß.
Pseudonymität vs. Anonymität
In der Blockchain sind Benutzer durch kryptische Adressen repräsentiert, die nicht direkt mit realen Identitäten verknüpft sind. Eine Bitcoin-Adresse wie 1A1zP1eP5QGefi2DMPTfTL5SLmv7DivfNa lässt erst mal keine Rückschlüsse auf die Person zu, die Kontrolle über sie hat. Doch diese Pseudonymität bietet keinen vollständigen Schutz für neugierigen Blicken. Sobald jemand die Verbindung zwischen einer Adresse und einer Identität herstellt, können alle Transaktionen des Inhabers zurückverfolgt und Kontostände eingesehen werden. Und die Person, die eine Blockchain-Adresse mit Personendaten verbindet, bist in vielen Fällen du selbst! Wenn du irgendwo mit Kryptowährungen bezahlst und deine Lieferadresse angibst oder wenn du dich bei einer Kryptobörse anmeldest und den oftmals vorgeschriebenen Verifizierungsprozess (Know-Your-Customer, KYC) durchläufst, gibst du deine Daten schnell selbst preis. Spätestens dann ist es mit der Anonymität einer Wallet-Adresse in der Blockchain vorbei.
Einfache Rückverfolgbarkeit durch moderne Datenanalyse
Durch die Analyse von Transaktionsmustern und -netzwerken können spezialisierte Firmen und Strafverfolgungsbehörden Verbindungen zwischen Adressen herstellen und Transaktionsflüsse bis ins letzte Detail nachverfolgen – schließlich stehen sie alle transparent in der Blockchain. Moderne Methoden der Datenanalyse machen es möglich, dass selbst besonders vorsichtige Blockchain-Nutzer identifiziert werden können. Auf der Basis von leicht zugänglichen Informationen wie der Häufigkeit, den Transaktionszeitpunkten und der Höhe von Bewegungen machen sich Ermittler auf die Suche nach Mustern, die auf bestimmte Benutzer hinweisen können, und setzen das Puzzle Stück für Stück zusammen.
Privacy Coins für mehr Datenschutz: Monero und Zcash
Um die Datenschutzprobleme klassischer Blockchains zu lösen, wurden spezielle Kryptowährungen entwickelt, die einen stärkeren Fokus auf die Privatsphäre legen. Zu den bekanntesten gehören Monero und Zcash.
Monero (XMR):
Monero ist der bekannteste Privacy Coin und setzt auf erweiterte kryptografische Techniken, um Transaktionen möglichst gut zu verschleiern. Dazu gehören Ring-Signaturen, bei denen eine ganz Gruppe von möglichen Signaturen eine Transaktion absegnet und die tatsächliche Identität des Senders verborgen bleibt. Zudem setzt Monero auf einmalig generierte Stealth-Adressen, die verhindern, dass die Empfängeradresse öffentlich einsehbar ist, und greift auf vertrauliche Transaktionen (Monero Ring Confidential Transactions (RingCT)) zurück, um auch die Höhe der gesendeten Beträge zu verschleiern.
Zcash:
Zcash (ZEC) geht einen anderen Weg, indem es Zero-Knowledge-Proofs bzw. zk-SNARKs verwendet, um Transaktionen zu verifizieren, ohne Details über den Sender, den Empfänger oder den Transaktionsbetrag preiszugeben. Vereinfacht gesagt, wird lediglich grob geprüft, ob eine Transaktion den Regeln des Netzwerkes entspricht. Diese Technologie ermöglicht es, dass Transaktionen vollständig privat sein können, ohne die Konsensfindung und damit die Funktion der Blockchain zu beeinflussen.
Datenschutz-Verbesserungen in Ethereum 2.0
Ethereum, die zweitgrößte Kryptowährung nach Marktkapitalisierung, plant mit der schrittweisen Einführung von Ethereum 2.0 bedeutende Verbesserungen im Bereich Privacy und Datenschutz. Eines der Ziele von Ethereum 2.0 ist es, schnellere und privatere Transaktionen zu ermöglichen. Dabei wird von den Entwicklern und der Community auch die Verwendung von Zero-Knowledge-Proofs (ZKPs) diskutiert. Zk-Rollups, eine Layer-2-Skalierungslösung für deutlich schnellere Transaktionen auf der Ethereum-Blockchain, nutzt bereits ZKPs, um mehrere Transaktionen off-chain zu bündeln und nur eine Validierungstransaktion on-chain abarbeiten zu müssen. Damit reduziert das L2-Projekt nicht nur die Datenmenge, die auf der Blockchain gespeichert werden muss und beschleunigt die oft zähen Ethereum-Transaktionen erheblich, sie verbessert gleichzeitig auch die Privatsphäre.
Regulatorische Aspekte des Datenschutzes
Die zunehmende Bedeutung der Blockchain-Technologie hat auch die Aufmerksamkeit von Regulierungsbehörden weltweit geweckt. Einerseits bieten insbesondere Privacy Coins wie Monero und Zcash legitime Lösungen für Benutzer, die ihre Privatsphäre und ihre Finanzdaten gut schützen möchten. Andererseits besteht das Risiko, dass die Blockchain und darauf basierende Kryptowährungen für illegale Aktivitäten wie Geldwäsche, Steuerhinterziehung oder das Umgehen von Sanktionen missbraucht werden. Eine zweifelsfreie Verifizierung (KYC) ist deshalb inzwischen bei nahezu allen regulierten Börsen vorgeschrieben. Es gibt außerdem zahlreiche Regeln zur Zusammenarbeit mit den Steuerbehörden und Privacy Coins wie Monero oder Zcash sind in einigen Ländern nach Druck durch Behörden überhaupt nicht mehr an zugelassenen Kryptobörsen handelbar.
Herausforderung für die Zukunft: Die richtige Balance aus Transparenz und Datenschutz
Die Blockchain- und Krypto-Welt steht vor der Herausforderung, Transparenz und Datenschutz in Einklang zu bringen. Während spezielle Datenschutz-Coins wie Monero und Zcash sowie technologische Innovationen wie Zero-Knowledge-Proofs bereits vielversprechende Lösungen für maximale Privacy bieten, sind sie mit einer intensiven Regulierung und in einigen Ländern sogar mit geplanten Verboten konfrontiert. Anleger sollten sich deshalb überlegen, was der nachvollziehbare Wunsch nach einem guten Datenschutz einerseits und die intensive Regulierung von Privacy-Lösungen andererseits für Investments bedeutet – und welche Chancen sich daraus ergeben können.
Der Blockchain-Unternehmer Marcel Bies hat als Gründer den Grundstein für den Erfolg von usecabe gelegt und hilft mit seiner Expertise beim Einstieg in die faszinierende Welt der Coins und Token.